Kanzler bei Geothermie-Projekt in Bayern
Deutschland möchte immer mehr Energie aus erneuerbaren Quellen gewinnen – wie Wind, Sonne oder Erdwärme. Bundeskanzler Scholz hat deshalb ein Geothermieprojekt im bayerischen Geretsried besucht. Dieses sei „ein großes Stück Ingenieurskunst“, denn es wird Tiefengeothermie mit einer neuartigen Technik standortunabhängiger machen.

Kanzler Scholz im Gespräch mit dem Bohrmeister, der Hintergründe zur Funktionsweise des Geothermie-Vorhabens erläutert.
Foto: Bundesregierung/Steins
Unter der Erdoberfläche verbirgt sich eine unerschöpfliche und zuverlässliche Energiequelle: Erdwärme. Die Nutzung dieser Erdwärme wird auch Geothermie genannt. Ihre Stärke: Sie kann potentiell das gesamte Jahr über unabhängig von Jahres- und Tageszeit oder Witterung konstant verfügbar sein. So kann sie einen wichtigen Beitrag dazu leisten, unabhängig zu werden von klimaschädlichen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas.
Ziel der Bundesregierung ist es, erneuerbaren Energien auszubauen – denn darin liegt der Schlüssel, um bis 2045 klimaneutral wirtschaften zu können. Erdwärme zu nutzen und damit Strom und Wärme zu erzeugen, bringt Deutschland entscheidend voran.
Neuartige Technik: Tiefengeothermie zukünftig standortunabhängiger
In Geretsried – südlich von München – arbeiten Ingenieurinnen und Forscher im Eavor-Geothermieprojekt an einer neuartigen Loop-Technologie. Bei dieser innovativen Technik müsste zukünftig kein Thermalwasser an den jeweiligen Geothermiestandorten vorhanden sein.
„Wenn dieser Versuch gelingt, wäre das nicht nur ein großes Stück Ingenieurskunst. Sondern ein noch größerer Fortschritt für unsere Wärmewende. Denn dann könnte man Geothermie unabhängig vom Thermalwasser an sehr vielen Orten nutzen, wo das bislang noch nicht geht. Und auch in größeren Mengen“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz bei seinem Besuch des Projektes.
Gemeinsam mit Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder, Bundesministerin für Bildung und Forschung Bettina Stark-Watzinger und weiteren politischen Entscheidungsträgern sowie der kanadischen Ministerin für Umwelt und Schutzgebiete, Rebecca Schulz, informierte sich Olaf Scholz über das neue Kraftwerk für Tiefengeothermie.
Dieses kann mit seiner innovativen Technik wegweisend werden und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag für das Gelingen der Wärmewende in Deutschland, Europa und weltweit leisten. „Wenn wir neuen Ideen und Projekten wie diesem eine Chance geben, wird daraus neuer Wohlstand entstehen“, betonte der Kanzler.
Die innovative Technik funktioniert ähnlich wie ein unterirdischer Wärmetauscher. In den Bohrungen im Tiefengestein zirkuliert als Wärmemedium Wasser, welches einmal zu Beginn bei Inbetriebnahme eingefüllt wird und dann im geschlossenen Kreislauf geführt wird. Damit kann zukünftig Tiefengeothermie standortunabhängig eingesetzt werden.
Mit der innovativen Technologie des Eavor-Projektes ließe sich der Anteil der Geothermie am Energiemix zukünftig erheblich steigern. Das Eavor-Projekt ist mit Stadtwerken mehrerer großer deutscher Städte über Partnerschaften für die Wärmewende im Gespräch.
Aufgrund der günstigen geologischen Bedingungen befinden sich die meisten Tiefen-Geothermieanlagen in Süddeutschland. Deutschlandweit sind 42 Projekte der tiefen Geothermie in Betrieb. Auch im Norden und anderen Regionen nimmt das Interesse an dieser Form der Geothermie zu: 12 Anlagen werden gerade gebaut. Im April 2023 wurde eine Tiefen-Geothermie-Anlage in Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) eingeweiht. Weitere 82 Anlangen sind deutschlandweit in Planung.
Bis 2030 zehnmal so viel Erdwärme fürs Wärmenetz
Um Geothermie stärker fördern zu können, hat die Bundesregierung im vergangenen Jahre eine Initiative gestartet, mit der auch Explorationsprojekte gefördert werden sollen. Damit können Risiken abgefedert und untersucht werden, wo sich Geothermie besonders lohnt.
Die Bundesregierung möchte bis 2030 soviel Erdwärme wie möglich erschließen. Zudem soll zehnmal so viel Erdwärme ins Wärmenetz eingespeist werden wie heute. „Das ist ambitioniert. Aber eine sichere und vor allem bezahlbare Versorgung mit erneuerbarer Energie ist ein Vorteil nicht nur für unsere Bürgerinnen und Bürger, sondern auch für unsere Wirtschaft ganz entscheidend“, hob der Kanzler hervor.
Auch die EU-Kommission hat das Eavor-Projekt in Geretsried im Fokus ihrer Förderaktivitäten. Das Vorhaben erhält einen Zuschuss in Höhe von 91,6 Millionen Euro vom Europäischen Innovationsfonds EUIF.
Deutschlandtempo wirkt: Immer mehr Photovoltaik und Windkraft
Die Bundesregierung hat bereits vieles für den Ausbau der erneuerbaren Energien auf den Weg gebracht, um Deutschland bis 2045 zu einem der ersten klimaneutralen Industrieländer der Welt zu machen. „Wir räumen unnötige Bürokratie aus dem Weg, setzen die Ausschreibungsvolumina hoch und beschleunigen Planungsverfahren deutlich“, betonte Scholz und hob noch einmal die Fortschritte beim Ausbau der Solar- und Windenergie hervor.
Über 30 Fußballfelder Photovoltaik pro Tag
Bei den Photovoltaik-Anlagen hat sich der Zubau in Deutschland innerhalb des vergangenen Jahres fast verdoppelt. „Von 17 auf über 30 Fußballfelder Photovoltaik-Anlagen – wohlgemerkt am Tag“, lobte der Kanzler.
Zuletzt hat das Kabinett das erste Solarpaket beschlossen, mit dem der Ausbau der Solarenergie beschleunigt wird. Für Bürgerinnen und Bürgern wird es einfacher und unbürokratischer, Photovoltaik auf Dächern, Balkonen und auf Freiflächen zu installieren. Es geht darum, selbst erzeugten Sonnenstrom besser zu nutzen.
Über 200 neue Windkraftanlage genehmigt
Auch bei der Windkraft hat sich in den vergangenen zwölf Monaten Entscheidendes getan. Allein im Juni dieses Jahres wurden über 200 neue Windräder genehmigt. Das sind mehr als doppelt so viele wie im vergangenen Jahr, mehr als sechs Anlagen pro Tag.
„Und jetzt schon mehr als die vier bis fünf, die wir pro Tag bauen wollen, um unser Ziel im Jahr 2030 zu erreichen!“, lobte Olaf Scholz und fügte hinzu: „Das sind gute Nachrichten auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland und für Investorinnen und Investoren“.
Über 80 Milliarden Euro Investitionen in Deutschland
Derzeit planen zahlreiche Unternehmen Großinvestitionen in Deutschland – in neue Batteriefabriken, in Halbleiterfabriken, in neue Netze und Anlagen. Ein gutes Zeichen dafür, dass der Industriestandort Deutschland viel Raum für Innovationen und Produktion lässt. Und ein gutes Zeichen für zehntausende gute Arbeitsplätze – auch bei Zulieferern und lokalen Handwerksunternehmen, im klassischen deutschen Mittelstand. Allein der Bund wird im nächsten Jahr mehr als 100 Milliarden Euro investieren, um die Transformation und den Klimaschutz voranzubringen.
„Erst vor wenigen Wochen waren der Ministerpräsident und ich in Erlangen. Denn Siemens investiert eine Milliarde Euro in Deutschland, unter anderem in einen Campus für Hightech und in hochautomatisierte Fabriken“, erinnerte Olaf Scholz.
„Was all diese Investoren interessiert ist, ob vor Ort genügend bezahlbare erneuerbare Energie vorhanden sein wird in der Zukunft. Auch deshalb freue ich mich über den Pioniergeist von Ihnen“, sagte der Kanzler mit Blick auf das zukunftsträchtige Tiefengeothermie-Projekt in Geretsried.
Erdwärme ist ein wichtiger Baustein für die Energieversorgung, den die Bundesregierung insbesondere für die Wärme zukünftig noch stärker nutzen will.