Majestät,
Exzellenzen,
sehr geehrter Herr Thiemann,
liebe Frau Guillaume-Grabisch,
liebe Angehörige von Ján Kuciak und Daphne Caruana Galizia,
sehr geehrte Damen und Herren,
ich durfte ja schon einige Male bei der Publishers‘ Night dabei sein, heute Abend aber bin ich ganz besonders gern hier bei Ihnen. – Ich habe eben den Bundespräsidenten a.D. vergessen. Das darf eigentlich nicht geschehen, daher begrüße ich ihn, der im Übrigen mehr als richtigerweise auch ein Inhaber der Goldenen Victoria ist, nun ganz besonders.
Es ist mir eine große Ehre, die Goldene Victoria des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger zu erhalten. Und es ist mir eine große Freude, dass dies mit Worten geschieht, wie Sie sie gefunden haben, liebe Königin Rania. Haben Sie ganz, ganz herzlichen Dank dafür – auch dafür, dass Sie sich auf die Reise von Jordanien nach Berlin gemacht haben.
Majestät, erst vor wenigen Monaten war ich wieder in Ihrem Land Jordanien zu Besuch. Ich verfolge sehr aufmerksam, welche Entwicklung Ihr Land nimmt. Wir sehen auch, wie sehr Ihnen ganz persönlich Bildung und Menschenrechte am Herzen liegen und wie sehr Sie sich gegen Extremismus und für Toleranz stark machen. Ihr Land Jordanien leistet gerade auch bei der Aufnahme von Flüchtlingen vor allem aus Syrien oder auch dem Irak Beeindruckendes – vor allem wenn man sich das Verhältnis der Zahl der Flüchtlinge zur Zahl der einheimischen Bevölkerung vor Augen führt; Sie haben es eben noch einmal gesagt. Es stünde uns in Europa gut zu Gesicht, wenn wir diese Leistung noch sehr viel stärker würdigen würden.
Meine Damen und Herren, die Victoria ist eine Siegesgöttin, aber sie ist nicht zwangsläufig auch immer eine Siegesgarantin. Das gilt auch mit Blick auf die Werte, die hier heute Abend besonders gewürdigt werden: die Werte der Meinungs- und Pressefreiheit. Wir wissen nur zu gut, dass Werte, die einem gedeihlichen und friedlichen Zusammenleben zugrunde liegen, stets und immer wieder aufs Neue verteidigt werden müssen. Wir wissen um die Werte, die eine demokratische Gesellschaft auszeichnen. Und diese Werte verteidigen wir in der Politik, in der Gesellschaft und in den Medien.
Medien dienen der Information und Kommunikation, aber nicht allein. Sie sind keine Ware wie jede andere, denn die Entwicklung freiheitlicher demokratischer Gesellschaften einerseits und die freie, unabhängige Medienarbeit andererseits bedingen einander. Natürlich lässt sich auch über die Qualität von Medien trefflich streiten. Mir gefällt auch nicht immer, was ich sehe, höre oder lese. Unstrittig aber ist, was der Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Albert Camus einmal mit folgendem Satz feststellte: „Eine freie Presse kann gut oder schlecht sein, aber eine Presse ohne Freiheit kann nur schlecht sein.“
Dass Journalisten frei arbeiten können, bedeutet auch, dass sie frei von Angst, frei von Bedrohung und Gewalt arbeiten können. Es ist traurig, das betonen zu müssen. Aber genau das müssen wir wieder und wieder. Denn es sind ja vor allem Freiheitsverächter, die das Licht der Öffentlichkeit scheuen. Daher ist es ein gutes, ein wichtiges, ein starkes Zeichen, dass der VDZ heute die beiden ermordeten Journalisten Daphne Caruana Galizia aus Malta und Ján Kuciak aus der Slowakei posthum mit der Goldenen Victoria für Pressefreiheit auszeichnet.
Jeder von uns, der sich demokratischen Werten und den Menschenrechten verpflichtet fühlt, kann und darf nicht akzeptieren, dass Journalisten beschimpft, bedroht oder angegriffen werden. Wir können und dürfen es nicht hinnehmen, wenn eine vielfältige Medienlandschaft infrage gestellt und als Lügenpresse hingestellt wird. Mangelnder Respekt äußert sich schon in der Wortwahl. Und der Schritt von einer herabwürdigenden, aggressiven Sprache hin zu Gewalt ist leider oft nicht allzu groß. Ich danke deshalb allen, die Zivilcourage zeigen und ihre Stimme erheben, wenn die Pressefreiheit bedroht wird. Ich danke allen, die sich für einen respektvollen Dialog einsetzen – hierzulande wie auch anderswo. Und ich danke dem Verband Deutscher Zeitschriftenverleger, der sich unermüdlich für die Pressefreiheit einsetzt – so auch und besonders am heutigen Abend.
Aber am besten verleihe ich meinem Dank wohl vor allem dadurch Ausdruck, dass ich die Goldene Victoria und Ihre Worte, Majestät, als Ansporn nehme – als Ansporn, mich weiter für eine gute deutsch-jordanische Partnerschaft und für Presse- und Meinungsfreiheit weltweit einzusetzen. Mich auch zu freuen, wenn die Zeitung von morgen nicht so gut ist wie die Laudatio eben hier – dabei hilft mir die Goldene Victoria sicherlich in besonderer Weise.
Herzlichen Dank.