Pressestatement von Bundeskanzlerin Merkel beim Besuch im Deutschen Auswandererhaus am 4. November 2021

BK’in Merkel: Herr Bovenschulte, Herr Grantz, Frau Blaschka, Frau Senatorin Schilling, Frau Boetius, Herr Dunker, ich möchte mich bedanken, dass ich heute hier sein durfte, dass wir das besprochen haben. Mein Wunsch war, wirklich nach Bremerhaven zu kommen, weil ich es hierhin schon zweimal im Zusammenhang mit Wahlkampfveranstaltungen sozusagen bis ins Foyer geschafft hatte, aber immer dieses Museum für mich nicht sichtbar war.

Ich finde es unglaublich bewegend, wenn man hier die Einwanderungsgeschichten, aber vor allen Dingen erst einmal die Auswanderungsgeschichten sieht. Dass beides hier zusammengekommen ist - im zweiten Teil die Einwanderung, im ersten Teil die Auswanderung -, dass das auch so lebensnah nachgestellt ist und dass die Biografien verfolgt werden, zeigt mir hier bei dem Thema Auswanderung - dessen sind sich ja viele Menschen in Deutschland gar nicht bewusst -, was das für ein Phänomen über viele Jahrzehnte in Deutschland oder in Osteuropa und in Europa überhaupt war, dass Menschen Europa verlassen haben.

In dem Teil Einwanderung rücken Sie jeden einzelnen Menschen in den Vordergrund. Das ist genau die Angelegenheit, wie wir uns dem Thema Flucht, Vertreibung, Migration, Auswanderung, Einwanderung annehmen sollten. Es handelt sich um Menschen. Es sind nicht die Deutschen, die ausgewandert sind, und es sind nicht die Syrer oder Afghanen, die kommen, sondern es sind immer auch einzelne Menschen. Diese Prozesse müssen geordnet und gesteuert werden. Das zeigen Sie hier auch. Es ist sehr interessant, wie unterschiedlich das in den verschiedenen Zeiten war. Aber das ist auch kein neues Phänomen. Ich finde, es ist immer sehr wichtig, dass wir nicht so tun, als ob jedes Problem, mit dem wir uns beschäftigen, eines ist, was es noch nie in der Welt gegeben hat. Sondern Migration, Bewegungen über die Kontinente hinweg sind etwas, was zu der globalen Geschichte im Guten und im Schwierigen gehört.

Bremerhaven hat hier eine wunderbare Welt mit dem Klimahaus, dem Alfred-Wegener-Institut, der Universität, einem Hafen, der natürlich immer noch ein Tor zur Welt ist, und eben mit diesem Auswandererhaus zusammengebaut. Das einmal in einer Diskussionsrunde zusammen aufgespannt zu sehen, war für mich sehr, sehr schön. Der Bund hat ja in den vergangenen Jahren - und das wird sicherlich auch so bleiben - diese Aktivitäten immer unterstützt. Das ist für Sie wichtig, denn soziale Fragen - die Arbeitslosigkeit nach wie vor - spielen hier eine große Rolle. Die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, ist ja eine unserer Hauptaufgaben, auch politisch, damit Menschen Arbeit finden.

Danke für die einfühlsamen, gut vorbereiteten und interessanten Führungen und Gespräche. Ich wünsche Bremerhaven und Bremen natürlich als Ganzes alles Gute. Ich bedanke mich noch einmal bei Herrn Bovenschulte für die Einladung und dass ich auf meine letzten Tage im Amt noch so unkompliziert hierhinkommen konnte. Es wird vielleicht nicht das letzte Mal gewesen sein - auch wenn dann nicht mehr als Bundeskanzlerin -, dass ich meinen Fuß auf die Erde Bremerhavens gesetzt habe.

Herzlichen Dank!