Neugierig auf Menschen sein

Kanzlerin im Gespräch mit nigerianischer Autorin Neugierig auf Menschen sein

Bundeskanzlerin trifft auf nigerianische Autorin: Im Düsseldorfer Schauspielhaus diskutierten Angela Merkel und Chimamanda Ngozi Adichie über Demokratie, Meinungsfreiheit, Feminismus – und über den vielfältigen Kontinent Afrika.

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Kanzlerin Merkel mit der Literatin Chimamanda Ngozi Adichie

Kanzlerin Merkel mit der Autorin Chimamanda Ngozi Adichie: Eine der einflussreichsten literarischen Stimmen Afrikas.

Foto: Bundesregierung/Kügeler

Was wissen wir in Europa eigentlich über Afrika? Oft zu wenig, meint Bundeskanzlerin Angela Merkel . Afrika fasziniere sie, seine Vielfalt und sein junger Spirit. Es gebe Probleme, aber die Länder Afrikas hätten großes Potenzial. Mit dem sogenannten Compact with Africa wird der Austausch mit Afrika gestärkt. Man müsse aber akzeptieren, dass die afrikanischen Länder ein Recht hätten, ihren eigenen Weg zu gehen, so Merkel.

Chimamanda Ngozi Adichie ist offen für einen Dialog. „Wenn wir nicht fragen, können wir nichts übereinander lernen. Es kommt darauf an, wie gefragt wird“, so die Autorin. Sie selbst lese auch viel über andere Länder. Nicht nur mit Blick auf Afrika meint Kanzlerin Merkel: „Wir sollten neugierig auf die allermeisten Menschen sein, eigene Überzeugungen nicht absolut setzen, sondern mit anderen ins Gespräch kommen.“

Bundeskanzlerin Merkel und die nigerianische Autorin Chimamanda Ngozi Adichie tauschten sich bei einem Podiumsgespräch im Düsseldorfer Schauspielhaus aus. Adichie gilt weltweit als eine der einflussreichsten literarischen Stimmen Afrikas. Das Gespräch wurde moderiert von der Publizistin Miriam Meckel und der Journalistin Léa Steinacker.

Für Demokratie werben

Wie sehen beide die aktuelle Situation der Demokratie? „Um Demokratie zu erhalten, brauchen wir weit mehr als Politik. Wir brauchen Kultur, die philosophische Sicht, Religion und Geschichte. Wenn das alles verkümmert, ist es schwer, eine Gesellschaft zusammenhalten“, so die Bundeskanzlerin. Adichie blickt besorgt auf den Populismus: „Demokratie ist nicht perfekt“, sagt sie. Es komme aber darauf an, wie man damit umgeht. „Jede Generation muss neu um Akzeptanz werben“, so Merkel.

Meinungsfreiheit ist ein wichtiger Teil von Demokratie. Sie reagiere sensibel, so Merkel, wenn jemand eingeschüchtert wird, nicht seine Meinung zu sagen. Sowohl Merkel als auch Adichie zeigten sich besorgt, dass in den Sozialen Medien – bei allen positiven Möglichkeiten des Austausches – die Möglichkeit besteht, in seine eigene Meinungswelt abzutauchen. Auch das Moralisieren sei ein Problem, so Adichie: „Viele haben Angst, etwas Falsches zu sagen und sagen lieber nichts. Man muss sich auch mit Meinungen beschäftigen, die nicht den eigenen entsprechen.“

Gleichberechtigung und Zukunftspläne

Auch das Thema Feminismus wurde diskutiert. „Es hat sich in Deutschland etwas verändert“, ist Merkel sicher. Wir seien aber noch nicht bei Gleichheit angelangt. Merkel gab auch einen Einblick, was sie nach Zeit der Kanzlerschaft machen möchte: Schauen, was sie außer Politik noch interessiert. „Es könnte sein, dass ich afrikanische Länder besuche. Wenn Frau Adichie mich empfängt, bin ich da“, so die Kanzlerin.