Zusammen leben – und nicht nur nebeneinander

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Kanzler Scholz zum jüdischen Neujahrsfest Zusammen leben – und nicht nur nebeneinander

Zum Beginn des Neujahrsfests „Rosch Haschana“ 5784 am 15. September sendet Bundeskanzler Olaf Scholz der jüdischen Gemeinschaft seine besten Wünsche. An Rosch Haschana steht das Erleben von Gemeinschaft ganz besonders im Mittelpunkt. Auch für unsere Gesellschaft insgesamt „ist es die Bereitschaft, zusammen und nicht nur nebeneinander zu leben, die wertvolle Vielfalt und konstruktive Debatte hervorbringt.“ so der Kanzler.  

Rosch Haschana

Der Wunsch nach einem „süßen Jahr" - dafür steht das in Honig getauchte Apfelstück, eine der traditionellen Speisen an Rosch Haschana.

Foto: picture alliance/Shotshop/valentyn seme

Sehr herzlich grüße ich Sie zu Rosch Haschana! Ihnen, Ihren Familien und Freunden wünsche ich friedvolle und schöne Festtage.

An Rosch Haschana steht das Erleben von Gemeinschaft ganz besonders im Mittelpunkt: Das Zusammensein in der Familie, Gespräche mit Freunden, auch das Innehalten prägen diese Tage.

Von Gemeinschaft und von geteilten Werten lebt auch unsere Demokratie. Deswegen ist es mir ein großes Anliegen, den Zusammenhalt in unserem Land zu stärken – gerade in Zeiten großer Umbrüche, wie wir sie derzeit erleben. Dafür braucht es eine Politik des Respekts, die unterschiedliche Lebensentscheidungen und -entwürfe als gleichwertig anerkennt. Und zugleich braucht es den Willen aller Demokratinnen und Demokraten, denen Einhalt zu gebieten, die unserer liberalen Verfassung feindlich gegenüberstehen, die polarisieren und Ressentiments schüren.

Für uns als Demokratinnen und Demokraten gilt es, menschenverachtende Äußerungen, Hass und Gewalt in unserem Land nicht hinzunehmen. Jegliche Form von Antisemitismus und von Menschenfeindlichkeit werden wir mit aller Härte unseres Rechtsstaats bekämpfen. Die demokratischen politischen Kräfte dürfen nicht mit Verfassungsfeinden zusammenarbeiten. Das gebietet unser Grundgesetz und das gebietet unsere Geschichte.

Die Novemberpogrome, die sich im Herbst zum 85. Mal jähren, rufen uns dies eindringlich ins Gewissen. Ich bin deswegen dankbar für die Möglichkeit bei der Gedenkveranstaltung des Zentralrats der Juden in Deutschland und der Bundesregierung am 9. November zu sprechen.  

Indem wir die Erinnerung an die Opfer des Menschheitsverbrechens der Shoah für immer wachhalten, stärken wir die Widerstandskraft unserer Demokratie. Mir ist es wichtig, dass sich vor allem auch die jüngeren Generationen immer wieder mit diesem dunkelsten Teil deutscher Geschichte auseinandersetzen. Deshalb unterstützen wir Bildungsangebote mit dem Bundesprogramm „Jugend erinnert“, deswegen fördern wir den Besuch von Gedenkstätten und die Entwicklung von zeitgemäßen Bildungsformaten.

Unsere Demokratie ist wehrhaft, unsere Gemeinschaft ist stärker als die Kräfte der Spaltung. „Zusammen leben“ – so hat der Zentralrat den diesjährigen Gemeindetag im Dezember überschrieben. Ich finde, „Zusammen leben“ ist ein guter Vorsatz für unser ganzes Land im nun anbrechenden Jahr 5784 des Jüdischen Kalenders. Denn es ist die Bereitschaft, zusammen und nicht nur nebeneinander zu leben, die aus trennenden Unterschieden wertvolle Vielfalt und aus lautem Streit konstruktive Debatte macht.  

Ein gutes neues Jahr wünsche ich Ihnen – Shana Tova!